Speyerer Evangelistar
Entstehungszeit:
Ein Monument romanischer Buchkunst
Das Speyerer Evangelistar begeistert durch die Pracht seines Buchschmucks: das magisch schimmernde Gold, das intensive Farbenspiel, die originellen Bildkompositionen. Mit seinem Prunkeinband aus vergoldetem Silber, besetzt mit Schmucksteinen und spätantiken Gemmen, der eingelassenen vollplastischen Christusfigur und der reichen Ausstattung im Inneren gehört es zu den Spitzenwerken der spätromanischen Buchkunst. Gold und Silber, kostbare Pigmente und viel künstlerische Phantasie machen die großformatigen Miniaturen und die zahlreichen Initialen zu einer wahren Augenweide.
Tauchen Sie ein in eine wunderbare Bilderwelt, in der die vibrierende Intensität der Malerei durch kräftige Farbakkorde unterstrichen wird!

Das Speyerer Evangelistar: Die Handschrift
Ein Evangelistar gibt den Wortlaut der Lesungen aus den Evangelien im Ablauf des Kirchenjahres wieder. In romanischer Zeit genoss das heilige Buch als Träger der göttlichen Offenbarung höchste Verehrung. Dementsprechend kostbar ist seine innere und äußere Ausstattung. Diese unterstreicht die Würde der darin enthaltenen Texte. Beim Speyerer Evangelistar bilden die Handschrift und ihr Einband eine untrennbare Einheit. So ist die goldene Christusfigur auf dem Vorderdeckel nicht nur Schmuck, sondern auch theologisches Programm.
Dasselbe gilt für die 16 goldglänzenden Miniaturen mit Bildern aus dem Leben und der Passion Jesu Christi, mit denen die drei Buchmaler aus Speyer oder Trier ausgewählte Textstellen illustriert haben.
Der Prachteinband
Custos Konrad

Das Speyerer Evangelistar: Die Edition

Handschrift und Faksimile im Überblick
Vor 800 Jahren haben hochbegabte Buchmaler und Goldschmiede mit dem Speyerer Evangelistar ein Gesamtkunstwerk ersten Ranges geschaffen, das heute aus konservatorischen Gründen nicht mehr offen gezeigt werden darf. Die originalgetreue Faksimile-Edition macht die Handschrift wieder zugänglich.
- Handschrift: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Bruchsal 1
- Entstehungszeit: ca. 1220
- Entstehungsort: Speyer oder Trier
- Format: ca. 33,2 x 25,3 cm
- Umfang: 154 Seiten (77 Blatt)
- Künstler: drei Meister aus Speyer oder Trier
- Auftraggeber: Konrad IV. von Tann, Domkustos und späterer Bischof von Speyer
- Ausstattung: 17 ganzseitige Miniaturen mit 21 Einzelbildern, 70 reich ornamentierte und historisierte Initialen, leuchtende Farbpigmente, ziselierte Goldflächen
- Einband: Prunkeinband mit vergoldeter plastischer Christusfigur auf dem Vorderdeckel, 10 Silberplättchen in Niellotechnik, 54 gefassten Schmucksteinen und Gemmen
- Kommentarband von Harald Wolter-von dem Knesebeck / Ute Obhof
- Druckauflage: 280 Exemplare
Die Faksimile-Edition steht unter dem hohen Patronat Seiner Exzellenz, des H.H. Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Diözesanbischof von Speyer.
Ein paar Seiten zum Blättern
Der gezeigte Ausschnitt aus dem Speyerer Evangelistar umfasst fol. 13r–17v.
Die Seitenfolge enthält mehrere ganzseitige Miniaturen. In den Bildfeldern sind Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt. Ungewöhnlich ist die auf fol. 15r gleichsam eingeschobene Miniatur zur Prophetie des Ezechiel von der geschlossenen Pforte aus dem Alten Testament.
Auf den Textseiten fol. 14r und 15v springen zwei farbenfrohe ornamentierte Initialen mit vegetabilen Elementen ins Auge.
Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Strahlende Goldflächen
Bei der Faksimilierung des Speyerer Evangelistars erfordert die Wiedergabe des Blattgolds in den großflächigen Goldgründen der Miniaturen und Initialen zusätzliche Arbeitsschritte. Da es mit keinem technischen Verfahren möglich ist, die Gold- und Silberaufträge als solche und nicht als Farbfläche zu erfassen, muss der Lithograph diese Partien in zeitintensiver Kleinarbeit in eigenen Auszügen für den Druck vorbereiten. Nachdem die Goldflächen aufgebracht worden sind, müssen manche der Goldgründe noch mit einer arabeskenartigen Ziselierung versehen werden. Den Abschluss bildet die Patinierung, um auch die Alterungsspuren der Jahrhunderte genauestens wiederzugeben.
Replikat des Einbands
Der Faksimile-Einband ist eine originalgetreue Kopie des aus über 150 Einzelteilen bestehenden mittelalterlichen Prunkeinbands. Für dessen Reproduktion werden zahlreiche Spezialisten benötigt. Als Erstes wird der Einbanddeckel mit einem 3D-Scanner aufgenommen, um auf diese Weise völlig berührungsfrei eine Abgussform herstellen zu können. Fachleute für Metallguss und Galvanisierung fertigen die vollplastische Christusfigur und den Ornamentrahmen an. Gemmologen wählen passende Steine aus, die den Steinen des Originals so nah wie möglich kommen, und stellen Replikate der Gemmen her. Goldschmiede und Graveure kümmern sich um die Nachbildungen der Nielloplättchen.
Die Faksimilemappe zur Edition

Die Faksimilemappe zum Speyerer Evangelistar enthält einen Original-Faksimilebogen, so dass Sie sich einen hervorragenden Eindruck von der Qualität der Edition machen können.
Der vierseitige Faksimilebogen zeigt mit der Kreuzigung und einer Darstellung der drei Frauen am leeren Grab Jesu am Ostermorgen zwei ganzseitige Miniaturen (fol. 31r und 31v), außerdem eine prachtvolle Zierinitiale (fol. 32r) und eine Heiligenfigur als Initiale (fol. 32v). Ausführliche Bildlegenden entschlüsseln den Reichtum der Buchmalerei. Eine 16-seitige Broschüre führt anschaulich in die Epoche der deutschen Spätromanik ein und erläutert die besonderen Herausforderungen bei der Faksimilierung dieser Prachthandschrift.