Brandenburger Evangelistar
Entstehungszeit:
Ein Schlüsselwerk deutscher Buchmalerei
Ganzseitige goldstrahlende Miniaturen mit silbernen Akzenten, ausdrucksstarke Figuren und fantasievolle Initialen machen das Brandenburger Evangelistar zum größten Schatz des Domstifts Brandenburg. Das imponierende Meisterwerk aus der Zeit der Spätromanik überdauerte alle Kriege, Brände und Wirren der Geschichte und befindet sich seit mehr als 800 Jahren noch immer an seinem ursprünglichen Bestimmungsort und in der Obhut der gleichen Institution.
Staunen Sie über die hohe Qualität und den unglaublichen Reichtum dieser liturgischen Prachthandschrift, die schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts auf die slawischen heidnischen Stämme in der Umgebung Brandenburgs wie ein Schatz aus einer anderen Welt gewirkt haben muss!

Das Brandenburger Evangelistar: Die Handschrift
Die Prämonstratenser des Brandenburger Domstifts haben um 1210 ein Skriptorium in der Stadt Magdeburg mit der Herstellung des Brandenburger Evangelistars beauftragt. Eng mit der niedersächsischen und thüringischen Buchmalerei verbunden und von der damals führenden byzantinischen Kunst inspiriert, entstand ein Schlüsselwerk der deutschen Buchmalerei.
Bilder und Initialen bestechen durch ihre Kunstfertigkeit: geschickt gesetzte Lichtpunkte auf den Gewändern unterstreichen die Dynamik der Figuren; die Intensität der Gefühlsdarstellungen schlägt eine Brücke zum Betrachter; großflächige Goldhintergründe verleihen den Szenen eine spektakuläre Atmosphäre.
Initialen – so kunstvoll wie Bilder
Ungewöhnlich in einem Evangelistar

Das Brandenburger Evangelistar: Die Edition

Handschrift und Faksimile im Überblick
Jede Seite des Brandenburger Evangelistars ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die Bestrebung, die größtenteils heidnische slawische Bevölkerung durch die Pracht der Malerei zu bekehren. Eine Pracht, die heute wie damals in Staunen versetzt und die das originalgetreue Faksimile in ihrer Fülle wiedergibt.
- Handschrift: Brandenburg, Domstift, Ms. 1
- Entstehungszeit: um 1210
- Entstehungsort: Magdeburg
- Format: 33,6 x 24,0 cm
- Umfang: 218 Seiten (109 Blatt)
- Künstler: ein Buchmaler-Meister
- Auftraggeber: Brandenburger Domkapitel
- Ausstattung: 18 ganzseitige Miniaturen, eine ganzseitige Zierinitiale, zehn große miniaturenartige Zierinitialen, zahlreiche mehrzeilige Goldinitialen auf farbigem Grund und farbige Initialen auf Goldgrund, großflächig aufgetragenes Blattgold, glänzendes Silber, intensiv leuchtende Farben
- Einband: edler weißer Ledereinband
- Kommentarband zur Edition von Beate Braun-Niehr / Klaus Niehr / Christina Meckelnborg / Rüdiger von Schnurbein / Fabian Kolb
- Druckauflage: 680 Exemplare
Die Faksimile-Edition steht unter dem hohen Patronat Seiner Exzellenz, des Domdechanten Bischof i.R. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber.
Ein paar Seiten zum Blättern
Der zum Blättern ausgewählte Ausschnitt aus dem Brandenburger Evangelistar umfasst die Seitenfolge fol. 63r–66v.
Auftakt und Schluss macht jeweils eine goldene Spaltleisteninitiale, R und S mit blauer und farbiger Akanthusfüllung, vor purpurnem bzw. violettem Grund. Zwei ganzseitige Miniaturen (fol. 64r und 65v) illustrieren in beeindruckenden Szenen Christi Himmelfahrt und das Wunder von Pfingsten. Einfachere grüne, blaue und rote Initialen mit Andeutungen von Fleuronnée gliedern den Text mit den Lesungen rund um die durch die Miniaturen angezeigten Hochfeste.
Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Größte Sorgfalt bei der Aufnahme
Bei allen Arbeitsschritten bleibt das Original immer im Domstiftsarchiv Brandenburg. Für die Aufnahme des Brandenburger Evangelistars war ein Raum während einer ganzen Woche für den Digitalisierungsspezialisten reserviert. Mit modernster digitaler Kameratechnik nimmt er das Original Seite um Seite auf. Die gewonnenen Bilddaten beinhalten ein Maximum an Farbinformationen, wodurch die bestmögliche Übereinstimmung zwischen Faksimile und Original gewährleistet wird. Eine eigens dafür entwickelte Beleuchtungstechnik bringt Gold und Silber zum Leuchten. Die so gewonnenen Daten erleichtern die Arbeit des Lithographen, der die Gold- und Silberauszüge erstellt.
Originalgetreue Farb- und Goldwiedergabe
Das Brandenburger Evangelistar stellt hohe Anforderungen an die Faksimilierung. Vor Ort vergleicht der Lithograph die Andrucke mit dem Original. Dabei achtet der Spezialist auf die intensiv leuchtenden Farben genauso wie auf die Wiedergabe von Gold und Silber. Erst wenn alle Farben mit dem Original übereinstimmen, wird die Auflage gedruckt. Die Wiedergabe von Gold- und Silberpartien wird erst mit den Spuren der Oxidation und der Patina, die sich im Verlauf der Jahrhunderte gebildet hat, zum Leben erweckt. Um diese Alterungsspuren möglichst authentisch erlebbar zu machen, wird ein besonderes Papier verwendet und jeder Druckbogen von Hand nachbearbeitet.
Die Faksimilemappe zur Edition
