Breslauer Psalter
Entstehungszeit:
Glanzlicht europäischer Buchkunst
Der Breslauer Psalter versetzt den Betrachter durch seinen großen Ausstattungsreichtum in Verzückung: Auf jeder Seite strahlt und funkelt das auf Hochglanz polierte Blattgold, leuchten die Farben und beeindruckt die Vielfalt der Motive. Überall spürt man hier die Freude am kostbaren Buchschmuck und die Erzähllust der beteiligten Künstler. Entdecken Sie eine ganz neue, reiche und beglückende mittelalterliche Bilderwelt, in der verschiedene Einflüsse und Traditionen der europäischen Buchmalerei zusammenkommen und kunstvoll zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen.
Ein einzigartiges Bildprogramm illustriert die 150 Psalmen und die Lobgesänge aus dem Alten Testament. Daneben bleibt viel Raum für spielerische Phantasie. Staunen Sie über den wunderbaren Reichtum dieses Psalters!

Der Breslauer Psalter: Die Handschrift
Der Breslauer Psalter steht exemplarisch für die Mobilität der mittelalterlichen Künstler und den kulturellen Austausch zwischen Ost und West, Nord und Süd. Deutsche Schreiber haben den Text geschrieben. Ein aus Padua stammender Buchmaler, der Meister des Giovanni da Gaibana, hat als Hauptmeister dem goldglänzenden Psalter sein unverkennbar italo-byzantinisches Gepräge verliehen.
Nach seinen Vorgaben arbeitete ein ganzes Team von einheimischen und fremden Buchmalern. In ihrer Bildwelt verbinden sich östlich inspirierte Kuppeldächer und Goldhintergründe mit dem abendländischen Formenrepertoire. Französisches Fleuronnée ist hierbei ebenso zu finden wie insulares Flecht- und Blattwerk.
Ein Bild für jeden Psalm
Herzogliches Schaustück

Der Breslauer Psalter: Die Edition

Handschrift und Faksimile im Überblick
Der Breslauer Psalter fasziniert den Betrachter im Original wie im Faksimile als ein Meisterwerk europäischer Buchkunst durch seine prachtvolle Ausstattung. Er ist eines der reichsten Psalterien der Buchmalerei. Strahlendes Gold und kostbare Farben auf jeder Seite!
- Handschrift: Cambridge, Fitzwilliam Museum, MS 36-1950
- Entstehungszeit: ca. 1265
- Entstehungsort: Breslau
- Format: ca. 32,6 x 22,7 cm
- Umfang: 294 Seiten (147 Blatt)
- Künstler: Meister des Giovanni da Gaibana und verschiedene Buchmaler aus Schlesien, Böhmen, Bologna, Venedig und Mitteldeutschland
- Auftraggeber: höchstwahrscheinlich Anna von Böhmen, Schwiegertochter der heiligen Hedwig und Mutter Herzog Heinrichs III. von Schlesien-Breslau
- Ausstattung: 28 ganzseitige Miniaturen, 10 Initialzierseiten, 168 Randminiaturen, goldene Initialen auf mehrfarbigem Grund, goldener und farbiger Zeilenschmuck, Ornamente und figürliche Szenen auf den Blatträndern, 36 Kalendermedaillons
- Einband: schlicht-eleganter heller Ledereinband
- Kommentarband zur Faksimile-Edition von Nigel J. Morgan / Stella Panayotova / Paola Ricciardi
- Druckauflage: 680 Exemplare
Ein paar Seiten zum Blättern
Die hier wiedergegebene Seitenfolge aus dem Breslauer Psalter umfasst fol. 100v–105r und zeigt beispielhaft den Ausstattungsreichtum der Handschrift. Sie beginnt mit einer ganzseitigen Miniatur zum Ostermorgen mit den drei Frauen am leeren Grab Jesu. Die prächtige C-Initiale mit der singenden Schola auf fol. 101r illustriert das Thema von Psalm 97 „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Die anschließenden drei Psalmen sind mit Randminiaturen geschmückt. Auf fol. 103v ist Christus in der Vorhölle dargestellt. Gegenüber findet sich wiederum eine prächtige Zierinitiale. Der phantasievolle Randschmuck auf fol. 104v und 105r regt gleichermaßen zum Staunen und Schmunzeln an.
Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Goldeffekte
Im Breslauer Psalter stehen auf nahezu jeder Seite entweder eine Miniatur auf Goldgrund oder eine Vielzahl goldener Initialen. Vor allem bei den 168 Randbildern kommen dazu noch feinste Gold-auf-Gold-Malereien sowie Punkt-Punzierungen auf dem Gold. Bei der Faksimile-Herstellung bedeutet dies einen zeitlichen Mehraufwand, allein was die Erstellung der Goldauszüge durch den Lithographen und den Andruckvergleich mit dem Original betrifft. In eigenen Druckdurchgängen werden das Gold und seine effektvollen Verzierungen auf das pergamentartige Spezialpapier aufgebracht und später beim Blättern im Faksimile durch den Lichteinfall zum Leben erweckt.
Geheimnisvolle Kreise
Im Breslauer Psalter findet sich wiederholt ein ungewöhnliches Schmuckelement. In einigen Miniaturen und großen Zierinitialen haben die Buchmaler den Goldhintergrund mit feinen Kreisen und Halbkreisen verziert, deren Fläche wie ein weiteres Mal poliert wirkt. Die Kreise sind perfekt; manchmal sind sogar noch die Einstiche des Zirkels zu sehen. Mit welcher Technik die Buchmaler die Goldflächen nachbearbeitet haben, konnte bislang nicht restlos geklärt werden. Daher waren hier die Spezialisten der Faksimilierung gefordert, in zahllosen Tests und Versuchen ein Verfahren zu entwickeln, mit dem diese Kreisflächen im Faksimile ebenso effektvoll wie im Original wiedergegeben werden können.


Die Faksimilemappe zur Edition

Die Faksimilemappe zum Breslauer Psalter gibt einen Eindruck vom Ausstattungsreichtum der Handschrift. Die Mappe enthält drei Original-Faksimileblätter, die die vielfältige Bilderwelt dieses Prachtpsalters exemplarisch vorstellen. Ein Monatsblatt (fol. 12) zeigt die opulente Ausstattung des Kalenders. Die Darstellung von Jesu Einzug in Jerusalem (fol. 50r) illustriert die Pracht und Ausdrucksstärke der ganzseitigen Miniaturen. Wie sehr das Gold auch in den Initialen und Randbildern der Textseiten funkelt, zeigt ein entsprechendes Beispielblatt mit zwei Randminiaturen (fol. 55).
Eine reich illustrierte Informationsbroschüre führt auf 16 Seiten in die Geschichte der um 1265 in Breslau entstandenen Handschrift ein, welche Buchmalerei-Einflüsse aus ganz Europa in sich aufgenommen hat.