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Savoy Hours

Entstehungszeit:

um 1330
ISBN:
978-3-905924-56-5

Das schönste Fragment der Kunstgeschichte

Die Savoy Hours bzw. der Teil, der nach fast 600 Jahren von ihnen übriggeblieben ist, begeistert den Betrachter mit herrlichster Buchmalerei. Wunderbare Farben, funkelndes Gold, elegante Proportionen. In den 50 Miniaturen agieren feingliedrige Figuren vor abwechslungsreichen Hintergründen, die durch goldene Gitter, Linien, Rauten, Ranken und Quadrate verziert sind. Vom Werkstattnachfolger des berühmten Pariser Buchmalers Jean Pucelle wurden sie geschaffen und später kongenial vom Meister der Bibel des Jean de Sy ergänzt.

Buchkunst, die bis heute fasziniert und Begehrlichkeiten weckt! Als bibliophiles Buchobjekt kommen die Savoy Hours in einem goldgeprägten Gewand daher – „das prächtigste Fragment eines verlorenen Meisterwerks“ (Roger S. Wieck, The Morgan Library & Museum, New York).

 Die Savoy Hours: Die Handschrift

Die Savoy Hours: Die Handschrift

Die Savoy Hours sind 1904 in Turin verbrannt. Im Laufe der Jahrhunderte zuvor hatten sie bereits erheblich gelitten. Verschiedene Blätter waren entfernt worden. Die an den Rändern stark beschnittene Handschrift hatte ihre edlen Maße verloren. Wäre dieses prachtvolle Stundenbuch unversehrt erhalten geblieben, reihte es sich heute unter die berühmtesten Handschriften des Mittelalters ein.

Die überreiche Ausstattung hatte seinerzeit den Herzog von Berry inspiriert und dessen Leidenschaft für kostbare Bücher entflammt. Was für ein Glückfall, dass 1910 in der Kathedrale von Portsmouth ein Teil dieses verlorenen Meisterwerks entdeckt wurde! In diesem Fragment hat sich die große Schönheit der Savoy Hours bewahrt.

Wettstreit der Büchermäzene

Die Savoy Hours wurden in den 1330er Jahren von Blanche von Burgund in der Buchmalerei-Werkstatt von Jean Pucelles Nachfolger in Paris in Auftrag gegeben. Dabei schien für die Enkelin König Ludwigs IX. des Heiligen und Witwe des Grafen von Savoyen das Beste gerade gut genug: ein Stundenbuch, dessen luxuriöse Ausstattung Maßstäbe setzen sollte! Einige Jahre nach dem Tod der Auftraggeberin gelangte die erlesene Handschrift an König Karl V. von Frankreich und löste zwischen ihm und seinen drei bibliophilen Brüdern einen mäzenatischen Wettstreit aus. Insbesondere bei Johann, Herzog von Berry, wurde eine wahre Handschriftenmanie entfacht, die u.a. die Petites, Très Belles und → Très Riches Heures hervorgebracht hat.

Schicksalshafte Wendungen

1409 schenkte Karl VI. von Frankreich seinem Onkel, dem Herzog von Berry, die Savoy Hours. 1720 tauchten sie dann als einer der Bände wieder auf, die Herzog Viktor Amadeus II. von Savoyen der Universitätsbibliothek in Turin stiftete. 1904 wurde die Handschrift zerstört. 1910 entdeckte ein Mönch in der Bibliothek der Kathedrale von Portsmouth 26 Blätter aus den Savoy Hours, die John Virtue, der erste Bischof von Portsmouth, seiner Kirche überlassen hatte. Während des Zweiten Weltkriegs ausgelagert, wurde in den 1960er Jahren der Wert dieses Fragments erkannt. Bei einem Raub landete es trotzdem im Gebüsch. „Zur besseren Obhut und zum Nutzen der Gelehrten“ wurde die Zimelie nun verkauft und kam 1969 nach Yale.
Die Savoy Hours: Die Handschrift

Die Savoy Hours: Die Edition

Die Savoy Hours: Die Edition

Handschrift und Faksimile im Überblick
Die Savoy Hours sind der faszinierende Rest eines außergewöhnlich schönen Stundenbuchs, das größer und prächtiger ausgestattet war als alle anderen vor ihm. Der goldstrahlenden Seiten ziehen den heutigen Betrachter ebenso in seinen Bann wie einst im späten 14. Jahrhundert den Herzog von Berry.

  • Handschrift: New Haven, Yale University, Beinecke Library, MS 390
  • Entstehungszeit: ca. 1335/40
  • Entstehungsort: Paris
  • Format: ca. 20,1 x 14,7 cm
  • Umfang: 52 Seiten (26 Blatt)
  • Künstler: Werkstattnachfolger des Jean Pucelle, Erweiterungen der Ausstattung durch den Meister der Bibel des Jean de Sy
  • Auftraggeber: Blanche von Burgund, Enkelin König Ludwigs IX. (des Heiligen) von Frankreich und Witwe des Grafen Eduard von Savoyen
  • Ausstattung: 50 Miniaturen, jeweils umrahmt von einem mehrfarbigen Band in Form eines Vierpasses, Bildszenen auf abwechslungsreichen, mit Gold verzierten Mustergründen, 106 zweizeilige Zierinitialen auf Goldgrund, Seitenränder mit Rankenstäben und zart kolorierten Federzeichnungen von Drolerien und Vögeln
  • Einband: edler Maroquinleder-Einband mit überreicher Goldprägung
  • Kommentarband zur Edition von Raymond Clemens / Roger S. Wieck
  • Druckauflage: 680 Exemplare

Ein paar Seiten zum Blättern

Die präsentierte Blattfolge aus dem erhaltenen Teil der Savoy Hours umfasst fol. 7r–9v und gibt einen Eindruck von den für die französische Gotik vorbildhaften Seiten. Die sehr feinen und qualitätsvollen Miniaturen zeigen die kniende Auftraggeberin der Handschrift, Blanche von Burgund, im Gebet zu verschiedenen Heiligen: Benedikt (fol. 7r), Maria Magdalena (fol. 8r) und Katharina (fol. 8v). Auf fol. 9r ist indes die heilige Margarete dargestellt, die den Drachen besiegt. Die Miniatur auf fol. 7v zeigt alle Bekenner, die auf fol. 9v alle Jungfrauen. In den zweizeiligen Zierinitialen auf Goldgrund sind Gesichter, florale Ornamente und Wappen zu entdecken.


Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Goldener Glanz auf jeder Seite

Buchbindearbeiten vom Feinsten

BIm 18. Jahrhundert erhielten die überlieferten 26 Blätter der Savoy Hours einen Prachteinband aus Leder mit überreicher Goldprägung in der Art eines filigranen Spitzenmusters („à la dentelle“). Der Faksimile-Buchbinder braucht das gesamte Können seines traditionellen Handwerks und viel Erfahrung, damit er ein solches Meisterwerk für die Edition originalgetreu reproduzieren kann. In aufwendiger Handarbeit werden die Vorlagen für die Prägeclichés erstellt. Hinzu kommt die mit Seide ausgeschlagene Leinenkassette, in welche die faksimilierte Handschrift eingelegt ist. Die Kassette wird wiederum von einem dunkelroten Schuber aus edlem Maroquinleder geschützt. Insofern stellen die Savoy Hours im Original wie im Faksimile ein bibliophiles Buchobjekt dar, bei dem die Annäherung an den kostbaren Inhalt regelrecht zelebriert wird.

Goldener Glanz auf jeder Seite

Bei der Faksimilierung der Savoy Hours arbeiten die besten Spezialisten ihres jeweiligen Faches Hand in Hand. Am Aufbewahrungsort wird als erstes das Original photographiert. Anschließend bereitet der Lithograph die Bilddaten auf und erstellt die Auszüge für den Farbdruck, die Gold- und Silberwiedergabe und die Patinierung. Eine besondere Herausforderung stellen dabei die unterschiedlich glänzenden Goldpartien auf jeder Seite dar. Jedes noch so kleine funkelnde Detail muss hier sorgfältig herausgearbeitet werden. Die einzelnen Goldarten werden mit verschiedenen Verfahren wiedergegeben und kommen auf dem verwendeten Spezialpapier hervorragend zur Geltung.

Savoy Hours
Savoy Hours

Die Faksimilemappe zur Edition

Savoy Hours
Die Savoy Hours stellen eine faszinierende und außergewöhnlich schöne Bilderhandschrift dar, die unsere Vorstellung von der französischen Buchmalerei der Gotik maßgeblich beeinflusst hat. Begleitend zur Edition des heute noch erhaltenen Teils hat der Quaternio Verlag Luzern eine hochwertige Faksimilemappe aufgelegt. Sie beinhaltet ein Original-Faksimileblatt (fol. 14), das in der Miniatur auf der Vorderseite den heiligen Martin zeigt. Auf der Rückseite ist die Auftraggeberin Blanche von Burgund zu sehen, die betend vor dem heiligen Remigius kniet. Bildlegenden erläutern die Buchmalerei. Eine 12-seitige Informationsbroschüre führt in Text und Bild in die hochspannende Geschichte dieser Handschrift, ihre meisterhafte Kunst und die Herstellung des originalgetreuen Faksimiles ein.