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Fibel der Claude de France

Fibel der Claude de France
Fibel der Claude de France
Fibel der Claude de France

Entstehungszeit:

um 1505
ISBN:
978-3-905924-10-7

Ein königliches Lesebuch in goldenen Bildern

Die Fibel der Claude de France – eine goldene Bilderhandschrift als Lernhilfe für eine kleine Prinzessin zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Begleiten Sie die erst sechsjährige Tochter der Königin von Frankreich bei ihrem Versuch, das Alphabet und die grundlegenden Geschichten aus der Heiligen Schrift lesend und sehend kennenzulernen! Verfolgen Sie die genial komponierte Bild-Erzählung des aus Italien stammenden Künstlers, der diese prächtige Handschrift geschaffen hat! Schwelgen Sie in ungewöhnlich leuchtendem Pinselgold und aquarellartigem Kolorit! Mit sehr lebendigem Pinselstrich ist hier vor gut 500 Jahren eine Bilderwelt entstanden, die auch für den heutigen Betrachter nichts von ihrer Faszination verloren hat – im Gegenteil!

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Die Fibel der Claude de France: Die Handschrift

Eine Prinzessin lernt lesen

Die Fibel der Claude de France wurde von Anne de Bretagne, Königin von Frankreich, um 1505 in Auftrag gegeben. Ihre sechsjährige Tochter sollte mit diesem reich illuminierten Buch lesen und beten lernen. Höchstwahrscheinlich stellte die Königin selbst die Texte und das Bildprogramm zusammen und beauftragte den aus Modena stammenden Hofmaler Guido Mazzoni mit der künstlerischen Umsetzung.

Das Format der Handschrift und die große Schrift legen nahe, dass die kleine Claude ihre Fibel eigenständig in die Hand nehmen sollte. Der Text beginnt mit dem Alphabet, das zum Teil auch Varianten ein und desselben Buchstabens zeigt. Es folgen fünf Grundgebete und drei Gebete für die Messe, die jedes Kind beherrschen sollte.

Kinderbücher als Rarität

Wohl kaum ein Handschriftentyp ist so selten überliefert wie mittelalterliche Kinder- und Lesebücher. Insofern ist die Fibel der Claude de France eine große Rarität. Dass Handschriften eigens für Kinder hergestellt wurden, war eher unüblich. Gemeinhin lernten die Söhne und Töchter aus den Königs- und Fürstenfamilien, von Adligen und reichen Bürgern das Lesen mit Hilfe von Psalterien und Stundenbüchern. Die darin enthaltenen Bilderzyklen machten sie mit den biblischen Geschichten vertraut. Und die Psalmen und Gebete lieferten ihnen die Texte, die sie für die tägliche Andacht benötigten. Fibeln, d.h. ABC-Bücher im engeren Sinne, die explizit dazu gedacht waren, einem Kind das Lesen beizubringen, blieben die Ausnahme.

Von Frankreich nach England

Für drei Kinder von Anne de Bretagne sind Fibeln in Auftrag gegeben worden. Claude wird ihre gewiss in Ehren gehalten haben. Vermutlich hat später auch noch eines ihrer eigenen Kinder mit dieser bezaubernden Handschrift lesen und beten gelernt. Bald darauf verliert sich freilich die Spur der Fibel der Claude de France im Dunkel der Geschichte. Erst im 18. Jahrhundert taucht sie in einer englischen Privatsammlung wieder auf. Damals erhielt die Handschrift auch ihren jetzigen Einband aus rotbraunem Leder mit dem aufgeklebten Titelschild. 1808 erwarb Richard Fitzwilliam, siebenter Viscount Fitzwilliam, die Fibel und vermachte sie zusammen mit seiner Kunstsammlung und Bibliothek 1816 der Universität von Cambridge.
Fibel der Claude de France, Darstellung von Anne de Bretagne, betend zum heiligen Claudius, auf fol. 2v (p. 1)

Die Fibel der Claude de France: Die Edition

Handschrift und Faksimile im Überblick
Die Fibel der Claude de France wirkt mit ihren goldenen Architekturbordüren und luftig-zarten Bildern auch nach einem halben Jahrtausend noch immer so frisch wie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung. Die originalgetreue Faksimile-Edition gibt diesen Zauber unverfälscht wieder.

  • Handschrift: Cambridge, Fitzwilliam Museum, MS 159
  • Entstehungszeit: um 1505
  • Entstehungsort: Romorantin (Loire)
  • Format: ca. 26,0 x 17,5 cm
  • Umfang: 20 Seiten (10 Blatt)
  • Künstler: Guido Mazzoni aus Modena
  • Auftraggeberin: Anne de Bretagne, Königin von Frankreich und Mutter der Claude de France
  • Ausstattung: 36 Bordürenbilder, goldene Architekturbordüren, 12 Zierfelder mit Blumenranken, Vögeln und Putten, 22 Initialen auf Goldgrund, Zeilenfüller, fein schimmerndes Pinselgold
  • Einband: rotbrauner Ledereinband
  • Kommentarband zur Faksimile-Edition von Roger S. Wieck / Eberhard König / Cynthia J. Brown
  • Druckauflage: 980 Exemplare

Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Fibel der Claude de France, Andruckvergleich am Original im Fitzwilliam-Museum in Cambridge

Andruckvergleich vor Ort

Mit einer Spezialkamera, die selbst die feinsten Farbnuancen erfasst, werden alle Seiten der Fibel der Claude de France in den Räumen des Fitzwilliam-Museums in Cambridge digital aufgenommen. Vom Lithographen werden diese Bilddaten am Computer aufbereitet. Für das großzügig verwendete Pinselgold müssen dabei eigene Goldauszüge erstellt werden, um den feinen Glanz dieser Partien wiederzugeben. Dann kann angedruckt werden. Die Andrucke werden mit der Handschrift vor Ort verglichen, um auf diese Weise auch kleinste Abweichungen entdecken und korrigieren zu können. Dieser Vorgang muss so oft wiederholt werden, bis kein Unterschied zum Original mehr festzustellen ist.

Traditionelle Buchbindearbeiten

Der Buchbinder trägt die Druckbogen zu Lagen zusammen und heftet sie zum Buchblock. Dann umsticht er das Kapitalband und bringt den Goldschnitt an. Nun geht es ans Einledern. Das Leder für den Faksimile-Einband ist speziell für die Edition gegerbt worden und hat getreu dem Original einen warmen rotbraunen Farbton. Die Innenseiten der beiden Buchdeckel, die Spiegel, werden ebenfalls mit Leder überzogen. Die gedruckten Vorsatzblätter sind entsprechend der Vorlage des Marmorpapiers aus dem 18. Jahrhundert reproduziert. Nachdem der Band fertig gebunden ist, müssen abschließend noch das Titelschild und das Exlibris des siebenten Viscounts Fitzwilliam aufgeklebt werden.

Fibel der Claude de France, Vorsatzblatt getreu der Marmorpapier-Vorlage aus dem 18. Jahrhundert
Fibel der Claude de France, Exlibris des siebenten Viscounts Fitzwilliam auf dem Spiegel des Vorderdeckels