Heilsspiegel aus Kloster Einsiedeln
Entstehungszeit:
Ein Bilderreigen aus 176 Miniaturen zur biblischen Geschichte
Der Heilsspiegel aus Kloster Einsiedeln: bilderreich und populär. Schwelgen Sie in den 176 lavierten Federzeichnungen mit zarten Farbakzenten, die mit großer Detailfreude die Geschichte des Sündenfalls und der Erlösung der Menschheit erzählen!
„Der in unserer Bibliothek aufbewahrte Codex 206 ist eines der schönsten handschriftlichen Exemplare des spätmittelalterlichen ’speculum humanae salvationis‘. Schon beim Öffnen des Buches ist man von der Lebendigkeit der Farben und Vergoldungen beeindruckt. Ich freue mich sehr, dass dank der hervorragenden Qualität der Faksimilierung dieses eindrucksvolle Zeugnis der Buchmalerei in seiner ganzen Pracht bestaunt werden kann.“ (P. Justinus Pagnamenta OSB, Stiftsbibliothekar Kloster Einsiedeln)

Der Heilsspiegel aus Kloster Einsiedeln: Die Handschrift
Der nach seinem heutigen Aufbewahrungsort benannte Heilsspiegel aus Kloster Einsiedeln entstand um 1450/60 eventuell in Paris oder in den südlichen Niederlanden, wo unter der Herrschaft der Herzöge von Burgund die Buch- und Tafelmalerei blühte. Die ungewöhnlich reich ausgestattete Handschrift wird dabei mit einem Meister in Verbindung gebracht, der sowohl mit dem Werk des niederländischen Tafelmalers Rogier van der Weyden als auch mit den Stundenbüchern des Boucicaut-Meisters sehr gut vertraut gewesen sein muss.
Überdies gibt es einige Hinweise, dass er zeitweilig in Diensten von Dreux Budé stand, dem einflussreichen Pariser Rechtsgelehrten und Sekretär der Könige Karl VII. und Ludwig XI. von Frankreich.
Ein neuer Buchtypus
In der Einsiedler Bibliothek

Der Heilsspiegel aus Kloster Einsiedeln: Die Edition

Handschrift und Faksimile im Überblick
Der Heilsspiegel aus Kloster Einsiedeln ist einer der am reichsten ausgestatteten Heilsspiegel überhaupt. Auf allen Seiten leuchten die zarten Farben in den Miniaturen und Bordüren und funkelt das Gold in den Initialen, Rahmen und Dornblattranken. Durch die Verwendung eines neuartigen Spezialpapiers, das sich wie Pergament anfühlt, klingt und blättert, vermittelt die originalgetreue Edition ein vollkommen neues Faksimile-Erlebnis.
- Handschrift: Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Cod. 206
- Entstehungszeit: ca. 1450/60
- Entstehungsort: Paris oder burgundische Niederlande (Brüssel?)
- Format: ca. 36,0 x 27,4 cm
- Umfang: 92 Seiten (46 Blatt)
- Künstler: Meister des Einsiedler Heilsspiegels = Meister des Dreux Budé (?)
- Auftraggeber: unbekannt
- Ausstattung: 176 Miniaturen, 57 dreizeilige Deckfarbeninitialen auf Goldgrund, goldener Dornblattrankenschmuck auf allen Seiten, feine Demi-Grisaillemalerei
- Einband: Pergamenteinband
- Kommentarband zur Edition von Hans-Walter Stork / Gregory T. Clark
- Druckauflage: 680 Exemplare
Ein paar Seiten zum Blättern
Aus dem Heilsspiegel aus Kloster Einsiedeln wird hier die Seitenfolge p. 44–53 präsentiert. Alle Seiten sind am Rand von einem prächtigen Dornblattdekor umgeben und werden durch breite Goldstäbe in zwei Spalten mit jeweils einer Miniatur im oberen Drittel geliedert.
Aus typologischer Sicht bilden immer die beiden aufgeschlagenen Seiten eine Inhaltseinheit. Links auf der Versoseite ist die neutestamentliche Szene (Antitypus) zu sehen, auf die die drei alttestamentlichen Darstellungen rechts und auf der Rectoseite gegenüber als Vorbilder (Typen) verweisen. Gezeigt werden hier die Kapitel 22 bis 26 mit Antitypen aus der Passion Christi.
Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Ins rechte Licht gerückt
Am Beginn der Faksimilierung des Heilsspiegels aus Kloster Einsiedeln steht die Aufnahme jeder einzelnen Seite der Handschrift in den Räumen der Stiftsbibliothek mit einem eigens dafür entwickelten digitalen Aufnahmesystem. Dabei wird dank einer speziellen Beleuchtungstechnik das glänzende Blattgold in den Initialen und Dornblattranken der Bordüren ebenso exakt wie das zart schimmernde Pinselgold erfasst. Größtmöglicher Sorgfalt bedarf es auch bei der Wiedergabe der Grisaille-Zeichnungen in den verschiedenen Stufen der Abschattierung, damit deren lebendiger plastischer Charakter zur Geltung kommt und nicht einfach ein Grau-Eindruck vorherrscht.
Seltene Buchbinderkunst
Getreu dem Original wird das Faksimile in einen Ganz-Pergamenteinband gebunden – eine Kunst, die heute nur noch sehr wenige Buchbinder beherrschen! Die besondere Herausforderung besteht darin, dass Pergament kein leicht zu verarbeitendes Material ist und eine bestimmte Bindetechnik erfordert.
Jedes Pergamentstück ist anders beschaffen, so dass sich der Buchbinder stets darum bemühen muss, für die Faksimile-Edition Pergamente auszuwählen, die dem originalen Heilsspiegel aus Kloster Einsiedeln farblich möglichst nahe kommen. Präzision und Erfahrung sind auch bei anderen Arbeiten gefragt. Mit ruhiger Hand beschriftet der Kalligraph den Buchrücken.
Die Faksimilemappe zur Edition

Die Faksimilemappe zum Heilsspiegel aus Kloster Einsiedeln enthält einen vierseitigen Original-Faksimilebogen mit acht Miniaturen. Das Papier dieses Bogens ist nach einem neuen Verfahren spezialbehandelt worden, so dass Sie den Eindruck haben, ein Pergamentdoppelblatt zu blättern, zu hören und zu spüren. In den Bildlegenden werden die Miniaturen und typologischen Zusammenhänge eingehend erklärt.
Zusätzlich führt eine reich illustrierte Informationsbroschüre in dieses Meisterwerk der Buchmalerei aus Demi-Grisaille und Gold ein. Darin werden die Besonderheiten der Textgattung „Heilsspiegel“ erklärt und der Buchmaler und seine Technik der lavierten Federzeichnung vorgestellt. Außerdem erfahren Sie hier mehr über die Geschichte von Kloster Einsiedeln und die Faksimile-Herstellung.