Wiener Genesis
Entstehungszeit:
Bildgewaltiges Erbe der frühen Christenheit
Zwischen Purpur- und Brauntönen changierende Seiten, farbenfroh erzählende Miniaturen, Silbertinte für den Text in Unzialschrift, Gold zur Ausschmückung der Details – die Wiener Genesis aus dem 6. Jahrhundert ist ein Kulturerbe sondergleichen und begeistert den Betrachter bis heute durch die natürliche Lebendigkeit ihrer Buchmalerei, die intensiven Farben und die künstlerische Meisterschaft in der Darstellung von Mimik, Gestik, Bewegung und Perspektive.
„Die Wiener Genesis ist als herausragendes Denkmal spätantik-frühbyzantinischer Buchkunst für die Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek von zentraler Bedeutung. Die Faszination dieser ‚Bilderbibel‘ ist bis heute ungebrochen.“ (Andreas Fingernagel, Österreichische Nationalbibliothek Wien)

Die Wiener Genesis: Die Handschrift
Die 24 erhaltenen Blätter der Wiener Genesis mit ihren 48 Miniaturen in wunderbar frischen Farben und mit künstlerischen Bildfindungen, wie sie erst Jahrhunderte später wieder in der Malerei auftauchen, sind ein kulturhistorisches Zeugnis ersten Ranges. Sie überliefern den ältesten erhaltenen biblischen Bilderzyklus und verweisen in ihrer Entstehung zeitlich und räumlich auf die Wiege des Christentums im östlichen Mittelmeerraum und gleichzeitig auf die Anfangszeit des Buches in Codex-Form.
Die prunkvolle Handschrift wurde von Buchmalern in Antiochia geschaffen, einem der wichtigsten Zentren der frühen Christenheit in der Provinz Syria, wo die Künste blühten und Luxusgüter aus aller Welt gehandelt wurden.
Bildergeschichten mit Text
Kaiserliche Luxushandschrift?

Die Wiener Genesis: Die Edition

Handschrift und Faksimile im Überblick
Die Miniaturen der Wiener Genesis leuchten in staunenswerter Farbenpracht aus der Anfangszeit christlicher Buchmalerei herüber. Dabei entsteht aus dem Zusammenspiel von Orange, Grün, Blau, Weiß, Beige, Purpur und Rosa in diversen Abschattierungen ein gleichermaßen freundlicher und frischer Gesamteindruck, den das Faksimile authentisch wiedergibt.
- Handschrift: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. theol. gr. 31
- Entstehungszeit: 1. Hälfte 6. Jahrhundert
- Entstehungsort: Antiochia (heute: Antakya) in der römischen Provinz Syria
- Format: ca. 32,0 x 26,5 cm
- Umfang: 48 Seiten (24 Blatt)
- Künstler: mehrere Buchmaler (Meister der Wiener Genesis)
- Auftraggeber: unbekannt
- Ausstattung: 24 durchgefärbte Blätter mit insgesamt 48 Miniaturen und 120 Einzelszenen, Höhungen mit Muschelgold, mit Silbertinte geschriebener Text, aus dem im Laufe der Jahrhunderte Buchstaben und Wörter herausgebrochen sind (Wiedergabe im Faksimile durch Laser-Stanzung)
- Einband: dunkelbrauner Ziegenledereinband mit Mustern in Gold- und Blindprägung (Damit das Erlebnis der Wiener Genesis als Buch nachempfunden werden kann, haben sich die ÖNB und der Verlag entschlossen, der Handschrift im Faksimile wieder einen Einband zu geben – nach der Vorlage eines koptischen Einbands aus dem 9. Jahrhundert in der Pierpont Morgan Library, New York.)
- Kommentarband zur Edition von Barbara Zimmermann / Christian Gastgeber / Christa Hofmann
- Druckauflage: 480 Exemplare
Die Faksimile-Edition steht unter der Schirmherrschaft der Österreichischen UNESCO-Kommission.
Ein paar Seiten zum Blättern
Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Meisterwerk der Stanzkunst
Bei der Faksimilierung einer Handschrift durch den Quaternio Verlag Luzern ist Originaltreue das höchste Gebot. Das gilt dementsprechend auch für die Wiedergabe der Fehlstellen, die in der Wiener Genesis durch die Zersetzung der Silbertinte entstanden sind. Diese hat sich in anderthalb Jahrtausenden durch das sehr dünne, einstmals purpurfarbene Pergament gefressen. So sind einzelne Buchstaben und Wörter aus den Textzeilen herausgebrochen. Diese Fehlstellen werden bei der Faksimilierung mittels eines Lasers mit großer Präzision aus den Druckbögen gestanzt. Dadurch wird die fragile Prachthandschrift mit all ihren Alterungsspuren im Faksimile authentisch erlebbar.
Goldene und silberne Akzente
In vielen Miniaturen der Wiener Genesis, deren frisch wirkende Farben auf dem eher dunklen Pergamenthintergrund gut zur Geltung kommen, haben die Buchmaler feinstes Muschelgold für Gewanddetails, Schmuckstücke, Lichtstrahlen und Mobiliar verwendet. Für die Wiedergabe dieser Partien, auch wenn sie noch so klein sind, erstellt der Lithograph eigene Goldauszüge. Hinzu kommen außerdem die Silberauszüge für die wenigen Stellen, an denen sich von dem ursprünglichen Glanz der Silberschrift noch etwas erhalten hat. Wenn das Licht dann beim Blättern in der Faksimile-Edition auf Gold und Silber fällt, werden sie effektvoll wie im Original zum Leben erweckt.
Die Faksimilemappe zur Edition
